Wenn der Tod die Leute von Săpânța besucht, kommt er mit einem Lächeln. Mal mit einem traurigen, mal mit einem fröhlichen, gelegentlich auch mit einem sardonischen. Es hängt davon ab, wie sich die Dörfler zu Lebzeiten verhalten haben. Oder ob ihre Angehörigen einen doppelten Monatslohn für das Holzkreuz auf dem Cimitriul Vesel, dem fröhlichen Friedhof, aufbringen können.
Es ist grau und trüb an diesem Nachmittag in Săpânța, einem 3500 Einwohner-Dorf am Fuße der Ostkarpaten. Und still. Ein Kleintransporter mit offener Ladefläche biegt langsam und fast lautlos von der Hauptstraße ab, ihm folgen gemessenen Schrittes Frauen und Männer, die, alt wie jung, in schwarze Kunstlederjacken gehüllt sind. Die Frauen tragen dazu dunkle Röcke und schwarze Kopftücher, die Männer ihre Sonntagshosen. Sie schweigen, nur hier und da wird getuschelt oder ein Kind zurechtgewiesen. Ein Bauer lenkt sein Pferdefuhrwerk an den Straßenrand, nimmt das Handy vom Ohr und verneigt sein Haupt, eine Roma-Familie rafft ihre Schuhware zusammen, die sie auf dem Bürgersteig ausgelegt hatte. Glockengeläut wird vernehmbar und durchbricht die Stille. Noch zwei Kurven, vorbei an den beiden Kneipen und den Holzbuden mit Keramik und Fellwesten, dann ist das Ziel erreicht. Und hinter dem hölzernen Eingangsportal tut sich eine andere Welt auf - eine fröhliche und farbenprächtige mit einem Grundton, der von Experten »Săpânța-Blau« genannt wird...
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