Zu Beginn der Corona-Krise bestand die große Sorge, das Gesundheitssystem in Deutschland könne kollabieren und nicht mehr jeden Patienten angemessen versorgen. Das ist bislang glücklicherweise nicht eingetreten. Dennoch wird über diesen schlimmsten aller Fälle intensiv diskutiert.
Unter dem Einfluss der Corona-Pandemie stellen sich vielfältige ethische Fragen. Eine Frage, die derzeit verständlicherweise besonders viel Aufmerksamkeit erfährt, lautet: Wie sollen Ärztinnen und Ärzte handeln, wenn die verfügbaren medizinischen Ressourcen (etwa Beatmungsgeräte) nicht für alle ausreichen? Dabei handelt es sich keineswegs um eine neue Frage. Im Gegenteil, sie ist in der Medizin und in der Ethik seit langem bekannt. Seit jeher mussten Ärztinnen und Ärzte in Katastrophenfällen schnell existenzielle Entscheidungen treffen und begrenzten Kapazitäten auf Einige konzentrieren und Anderen Hilfe versagen. Man nennt dies Triage. In einem gut ausgestatteten Gesundheitssystem wie dem deutschen ergeben sich Triage-Situationen glücklicherweise nur sehr selten. Das ist der Grund, warum die Frage nach dem ethisch richtigen Handeln in solchen Situationen in der breiten Öffentlichkeit bislang kaum eine Rolle gespielt hat. Dessen ungeachtet gibt es etablierte Protokolle, die in Triage-Situationen regelmäßig Anwendung finden. Darüber hinaus wird das allgemeinere Problem der gerechten Verteilung von knappen medizinischen Ressourcen seit vielen Jahren intensiv diskutiert. Im Laufe dieser Debatte sind teilweise detaillierte Lösungsansätze für einzelne Bereiche entwickelt worden. Das Problem der gerechten Verteilung von Spenderorganen ist ein Beispiel. Erkenntnisse aus diesem Bereich sowie Erfahrungen mit klassischen Triage-Situationen aus der Katastrophenmedizin können für die aktuelle Situation daher fruchtbar gemacht werden. Die grundsätzliche Frage nach dem richtigen Handeln in existenziellen Entscheidungssituationen bleibt indes schwierig...
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