»Der ist weggestorben«, antwortete kürzlich ein Bekannter auf die Frage, wie es um seinen Onkel stehe. Vermutlich hat sich dieser Bekannte nichts dabei gedacht, als er das Wort »wegsterben« verwendete. So wie er sich auch nichts dabei denkt, wenn er »wegräumen«, »wegschaffen«, »wegwerfen« oder »wegschmeißen« sagt, um auszudrücken, dass er etwas beseitigt, aussondert, aussortiert, entsorgt. Das sind alltägliche Handlungen und Vorgänge, die kein größeres Nachdenken erfordern, und was weg ist, ist weg. Aus den Augen, aus dem Sinn. Und warum sollte man über das Sterben und einen Gestorbenen anders reden als über das Leben und die Lebenden? Die Mitarbeiter einer Firma werden zum »Humankapital«, die Wähler zum »Stimmvieh«, passive Mitglieder eines Vereins zu »Karteileichen«. Von dort ist es nicht mehr weit zum »Wohlstandsmüll« als Bezeichnung für Menschen ohne Arbeit, zur »Rentnerschwemme« und zur »Altenplage«, vor der uns nur ein »sozialverträgliches Frühableben« retten kann, und zum »Langlebigkeitsrisiko«, das den Versicherungen die Bilanz verdirbt, weil jemand älter wird als kalkuliert. Immerhin gewähren die Versicherungen im Falle eines Todesfalles einen Todesfallbonus und informieren im Todesfallbonusratgeber über die Höhe der Todesfallbonusgewinnbeteiligung. Den Bonus können sie dann ausschütten, wenn es in einem Krieg wieder einmal zu einem »Kollateralschaden« gekommen ist und unschuldige Menschen durch einen Bombenangriff ihr Leben verloren haben...
Sie lesen die Vorschau
Sie haben diese Ausgabe gekauft oder ein digitales Abo?
Dann melden Sie sich an, um den vollständigen Artikel zu lesen.
Den vollständigen Artikel lesen Sie in der Ausgabe {ausgabe}.