Wie wollen wir leben, wie wollen wir sterben?

Titelseite: Wie wollen wir leben, wie wollen wir sterben?
Ausgabe 2012/01

Inhalt

Weg-Sterb-Gesellschaft

Von Uwe von Seltmann


  • Uwe von Seltmann,  Jahrgang 1964, lebt als freier Journalist und  Publizist in Krakau und Leipzig. Nach seinem  Studium der Evangelischen Theologie arbeitete er als Korrespondent  unter anderem in Wien, Berlin und Dresden.  Zuletzt war er von 2004 bis 2008 Chefredakteur der sächsischen Wochenzeitung »Der Sonntag«.  Er hat seit 2000 sieben Bücher herausgegeben oder verfasst. Im Februar 2012 erscheint im Herbig-Verlag (München) sein neues Buch »Todleben – Eine deutsch-polnische Suche nach der Vergangenheit«. Foto: Gabriela Maciejowska

»Der ist weggestorben«, antwortete kürzlich ein Bekannter auf die Frage, wie es um seinen Onkel stehe. Vermutlich hat sich dieser Bekannte nichts dabei gedacht, als er das Wort »wegsterben« verwendete. So wie er sich auch nichts dabei denkt, wenn er »wegräumen«, »wegschaffen«, »wegwerfen« oder »wegschmeißen« sagt, um auszudrücken, dass er etwas beseitigt, aussondert, aussortiert, entsorgt. Das sind alltägliche Handlungen und Vorgänge, die kein größeres Nachdenken erfordern, und was weg ist, ist weg. Aus den Augen, aus dem Sinn. Und warum sollte man über das Sterben und einen Gestorbenen anders reden als über das Leben und die Lebenden? Die Mitarbeiter einer Firma werden zum »Humankapital«, die Wähler zum »Stimmvieh«, passive Mitglieder eines Vereins zu »Karteileichen«. Von dort ist es nicht mehr weit zum »Wohlstandsmüll« als Bezeichnung für Menschen ohne Arbeit, zur »Rentnerschwemme« und zur »Altenplage«, vor der uns nur ein »sozialverträgliches Früh­ableben« retten kann, und zum »Langlebigkeitsrisiko«, das den Versicherungen die Bilanz verdirbt, weil jemand älter wird als kalkuliert. Immerhin gewähren die Versicherungen im Falle eines Todesfalles einen Todesfallbonus und informieren im Todesfall­bonusratgeber über die Höhe der Todesfallbonusgewinnbeteiligung. Den Bonus können sie dann ausschütten, wenn es in einem Krieg wieder einmal zu einem »Kollateralschaden« gekommen ist und unschuldige Menschen durch einen Bombenangriff ihr Leben verloren haben...

Diese Website verwendet Cookies, um verschiedene Funktionen bereitzustellen.

Dies umfasst sogenannte Session-Cookies, welche für die korrekte Funktion der Website benötigt und nach dem Schließen des Browsers gelöscht werden. Mit dem Setzen des Cookies für externe Inhalte erlauben Sie z.B. die Einbindung von Karten und Youtube-Videos in diese Website. Bitte entscheiden Sie, welche Cookies Sie zulassen möchten. Abhängig davon können einige Funktionen der Website nicht verfügbar sein. Weitere Informationen zu Cookies entnehmen Sie bitte unserer Datenschutzerklärung.

Diese Website verwendet Cookies, um verschiedene Funktionen bereitzustellen.

Dies umfasst sogenannte Session-Cookies, welche für die korrekte Funktion der Website benötigt und nach dem Schließen des Browsers gelöscht werden. Mit dem Setzen des Cookies für externe Inhalte erlauben Sie z.B. die Einbindung von Karten und Youtube-Videos in diese Website. Bitte entscheiden Sie, welche Cookies Sie zulassen möchten. Abhängig davon können einige Funktionen der Website nicht verfügbar sein. Weitere Informationen zu Cookies entnehmen Sie bitte unserer Datenschutzerklärung.

Ihre Einstellungen wurden gespeichert.