Depressionen scheinen heutzutage eine Volkskrankheit zu sein, vor allem in Großstädten. Wenn es nach den Gesprächsfetzen vom Nachbartisch geht, die man bei einer abendlichen Kneipentour durch Berlin zwangsläufig mitbekommt, wird mindestens die Hälfte der Leute in dieser Stadt von Depressionen geplagt – insbesondere die Zwanzig- bis Dreißigjährigen. Aber auch der Bildungshintergrund scheint eine Rolle zu spielen. Würde man etwa die testosterondampfenden Schulabbrecher, die in unserem eher migrantisch geprägten Kiez nachts gerne ein bisschen rumrandalieren, fragen, ob sie depressiv seien, wäre die Antwort vermutlich: »Was willstu, Alta? Isch fick deine Mudda!« Stellt man dieselbe Frage hingegen in einem der Studentencafés ein paar Straßen weiter, könnte es passieren, dass die ganze Tischrunde sofort in Tränen ausbricht. Man ist ja in studentischen Kreisen heute gerne »woke«, was bedeutet, dass man zum Beispiel auf böse Wörter oder falsche Ansprachen grundsätzlich mit schlimmem psychischem Stress reagiert – zur Not auch stellvertretend für jene, die durch solche Wörter oder Ansprachen tatsächlich diskriminiert oder »getriggert« werden...
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