Riss in der Zeit
Der Mensch ist ein Gewordener, trägt in sich die Schichten, Wachstumsringe, Narben, Brüche, Verluste und Errungenschaften seines Werdens und seiner Zeit. Kaum ein Buch macht das in diesen Tagen so deutlich wie der monumentale Bild-/Textband mit dem Titel »Das Jahr 1990 freilegen. Remontage der Zeit«. Reichlich dreißig Jahre nach dem großen Epochenbruch begibt sich darin ein Autorenkollektiv um Jan Wenzel auf eine gleichsam archäologische Spurensuche nach den kleinen und großen Ereignissen des denkwürdigen Jahres 1990, das etwas im Schatten seines revolutionären Vorjahres 1989 steht. Beispielhaft werden in Wort und Bild schlüsselhafte Ereignisse zusammengetragen, die wie in einem Prisma die sich damals so dramatisch verändernde Wirklichkeit einfangen. Lässt man sich auf diese groß angelegte Entdeckungsreise ein, springt noch einmal jene unglaubliche Dynamik dieser Monate über, die so tragisch hin- und herpendelten zwischen ungeahntem Aufbruch und herber Ernüchterung. Damals hat die große Geschichte dem noch geteilten und bald wiedervereinten Deutschland einen Besuch abgestattet und es in unglaublicher Rasanz in eine neue Zeit geworfen. Was diese große Geschichte mit den kleinen Menschen gemacht hat, davon erzählt »Das Jahr 1990 freilegen« – nicht in der objektiven Weise eines Geschichtslehrbuches, sondern im subjektiven Blick auf einzelne Orte, Personen, Fabriken, Geschehnisse. All das hilft dabei, die eigene Zeitepoche zu verstehen, innezuhalten und den Blick aus der dauererregten Gegenwart zurückzuwenden in eine entscheidende Wendestelle, mit der viele heutige Fragen und Probleme zu tun haben könnten...
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