Vor einigen Jahren hat der britische Psychologe Adrian White durch die Auswertung von über 80.000 Datensätzen eine Weltkarte des Glücks erstellt. Er kam dabei zu der Einschätzung, dass die eigene Gesundheit zur Zufriedenheit der Menschen weit mehr beiträgt als Wohlstand oder Bildung. So alt wie der Wunsch und das Streben nach Gesundheit ist jedoch auch die Befürchtung, dieses wertvolle Gut eines Tages zu verlieren. Ließen sich in früheren Zeiten die Menschen auf Jahrmärkten ihren zukünftigen Gesundheitszustand aus der Hand lesen, werden in Gesundheitsfragen auch heute noch Karten gelegt oder Horoskope erstellt. Den Nutzern dieser Dienstleistungen bleibt es dabei selbst überlassen, ob sie an die Prophezeiungen glauben oder nicht, welchen Stellenwert sie den Weissagungen in ihrer täglichen Lebensgestaltung beimessen.
Die medizinische Forschung hingegen hat in den vergangenen Jahrzehnten unterschiedlichste Methoden entwickelt, um eindeutige Voraussagen über die zukünftige Gesundheitssituation des Einzelnen zu ermöglichen. Neuartige Untersuchungsansätze insbesondere im Bereich der humangenetischen Diagnostik erlauben es, Zukunftsszenarien (mit unterschiedlichem Präzisionsgrad) durch immer einfachere und bezahlbarere Methoden zu bestimmen. Die besondere Bedeutung genetischer Untersuchungen im Vergleich zu sonstigen Diagnostikverfahren liegt darin, dass keine Momentaufnahme eines bestimmten gesundheitlichen Parameters erfasst wird, sondern dem Einzelnen ein über die gesamte Lebensdauer unveränderlicher Zustand mitsamt evtl. Erkrankungsdispositionen zur Kenntnis gelangt. Grundsätzlich wird dieses Mehr an Wissen, der Zuwachs an Information, die Erweiterung des eigenen (Wissens-)Horizonts von vielen Menschen mit Vorteilen in Verbindung gebracht: Das Leben erscheint planbarer, erwartbarer, man kann sich darauf einstellen etc. Zur Schattenseite wird das Wissen um die (mögliche) Zukunft jedoch dann, wenn die Informationen zur Belastungsprobe für das Hier und Jetzt, zum Damoklesschwert werden. Die Diagnose einer erst in der Zukunft ausbrechenden schweren Erkrankung, das evtl. Nichtvorhandensein jeglicher Therapiemöglichkeiten oder die Wahrscheinlichkeit eines langen Leidensweges können ganze Lebensentwürfe zerstören – nicht nur der Betroffenen selbst, sondern auch ihrer Angehörigen und Familien...
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