Ein Bekannter von mir schrieb einmal (oder postete auf Facebook, was ja fast so was ähnliches wie schreiben ist), Toleranz sei die hässliche Stiefschwester der Akzeptanz. Das stimmt insofern, als Toleranz vom lateinischen Wortstamm her nur »Duldung« heißt, Akzeptanz dagegen »Anerkennung«. Philosophische Haarspalterei? Mitnichten. Dass es sich hierbei um einen handfesten Unterschied handelt, weiß jeder Asylbewerber, dem die rechtliche Anerkennung verweigert wurde und der seither nur noch geduldet wird. In diesem Fall ist Akzeptanz tatsächlich deutlich höher zu bewerten als Toleranz. Es gibt aber auch Beispiele, wo mir umgekehrt die Akzeptanz zwar nicht als hässliche, aber dafür kreuzdämliche Stiefschwester der Toleranz erscheint. Zum Beispiel, wenn der deutsche Innenminister Thomas de Maizière den Familiennachzug für Kriegsflücht-linge aus Syrien stoppen will und damit konkret sagt, dass sich jedes beinlose Bombenopfer, jeder Säugling und jede bettlägrige Oma gefälligst selbst über die Balkanroute zu uns schleppen soll. Tolerieren – also dulden – muss ich solche Ansichten, schließlich gilt bei uns das Recht auf freie Meinungsäußerung. Auf meine Anerkennung aber wird der Herr Innenminister künftig wohl verzichten müssen...
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