»Was macht Ihnen Angst?«, fragt der PC. »Und was geht Ihnen dabei durch den Kopf?«, hakt er nach. Was klingt, als würde der Computer einen Psychotherapeuten nachahmen, ist eine typische Sequenz aus einem Online-Programm für Angstpatienten. Seit etwa zehn Jahren boomt die Entwicklung von Computeranwendungen, die Menschen mit psychischen Erkrankungen helfen sollen. Einige funktionieren völlig autonom, andere werden von menschlichen Therapeuten unterstützt. Der Trend wirft viele Fragen auf. Was weiß ein Computer über die Seele? Ist das eine billige Masche der Kassen, um Versorgungslücken zu stopfen? Was geschieht mit den vertraulichen Daten?
Die Psychologin und Psychotherapeutin Christiane Eichenberg von der Sigmund-Freud PrivatUniversität Wien beobachtet die Therapieszene im Internet schon lange. Für sie ist vor allem der Kontakt zum Therapeuten von größter Bedeutung. Je mehr persönlicher Kontakt, desto besser: Dieses Therapie-Prinzip scheint auch im Internetzeitalter zu gelten, zumindest für das Durchhaltevermögen der Patienten. Das zeigt auch eine Vergleichsstudie der Universität Leipzig zur Behandlung von Depressionen: Menschen, die sich einer reinen Online-Therapie unterzogen, brachen diese dreimal häufiger ab als Patienten, die sich regelmäßig mit ihrem Therapeuten zum persönlichen Gespräch trafen.Wer bei Google das Stichwort »Ratgeber Psychotherapie« eingibt, erhält aktuell 645 000 Treffer. Allein die hohe Zahl sollte misstrauisch machen. Und seriöse Seiten sind von unseriösen auf den ersten Blick oftmals schwer zu unterscheiden. Auffallend hoch sind zum Beispiel viele Informationsseiten, die von Pharmaherstellern gesponsert werden. Entsprechend häufig werden dort medikamentöse Therapien als erstes Mittel der Wahl angepriesen. Nutzer sollten die Inhalte daher kritisch hinterfragen, rät Professor Christiane Eichenberg, »denn nicht alle Seiten zum Thema bieten verlässliche Informationen.« Gemeinsam mit ihrer Kollegin Dr. Birgit Stetina hat sie deshalb einen Überblick über mögliche Stolperfallen in der Fachzeitschrift »PiD Psychotherapie im Dialog« gegeben...
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