Schätzungen zufolge leben rund 120000 demenzkranke Migranten in Deutschland. Aber sie werden vor der Gesellschaft verborgen: Scham, Hilflosigkeit, Sprachbarrieren, kulturelle und religiöse Unterschiede, fehlende Pflegeheime – Demenz ist vor allem unter Muslimen ein Tabu.
»Hallo! Schön, dass Sie da sind! Kommen Sie doch rein!« Fröhlich öffnet Frau S. der Sozialarbeiterin die Tür. Sie hat sie zwar erst zwei Mal gesehen, aber mag sie – vielleicht weil sie eine angenehme Stimme hat oder »so ein schönes Gesicht«, wie Frau S. sagt. Dass Frau S. die Tür öffnet, ist nicht selbstverständlich, ganz im Gegenteil: Manchmal lässt Frau S. selbst ihre beiden Söhne nicht in die Wohnung. Weil sie Angst hat, misstrauisch ist und die beiden erwachsenen Männer nicht erkennt. Als es im Haus einmal brannte, wurde sie erst in letzter Sekunde durch das Fenster gerettet – sie hatte den Feuerwehrleuten nicht aufgemacht, war still und regungslos im Wohnzimmer sitzen geblieben. Die Ursache für die Angst und das Misstrauen von Frau S. ist ihre Erkrankung: Demenz...
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